Das Jahr 2018 hat für Niederösterreich spannend begonnen: Die Landtagswahl hat ein klares Vertrauensvotum für LH Johanna Mikl-Leitner und die Volkspartei NÖ gebracht. Wenn das Jahr nun zu Ende geht, ist es Zeit für eine erste Bilanz: Wie geht die VP mit diesem Vertrauen um?

PERNKOPF: Dieser Erfolg ist einzigartig, das zeigt uns auch ein Blick über unsere Landesgrenzen hinaus – beispielsweise Südtirol oder Bayern. Das „Geheimrezept“ dahinter lautet für mich: „Ein Team, ein Weg statt Streiterei“. Ob Bundeskanzler Kurz, Ministerin Köstinger, LH Mikl-Leitner oder LK-Präsident Schmuckenschlager:  Bund und Land ziehen an einem Strang und in Niederösterreich geht politisch was weiter, weil wir vor Ort bei den Leuten sind. 

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) prognostiziert, dass das Jahr 2018 das wärmste Jahr der Messgeschichte wird. Für die Bäuerinnen und Bauern sind damit viele Herausforderungen verbunden. Wo gab es die größten Probleme und wie hat das Land NÖ darauf reagiert?

PERNKOPF: Die heimische Land- und Forstwirtschaft ist das erste Opfer des Klimawandels, das beweisen rund zwei Millionen Festmeter Schadholz durch den Borkenkäfer oder der Ausfall der Zuckerrüben auf rund 11.000 Hektar. In dieser schwierigen Situation war es uns wichtig, dass das Land NÖ hinter seinen Bäuerinnen und Bauern steht. Das haben wir mit dem mit einer Million Euro dotierten Waldschutzprogramm ebenso bewiesen, wie mit dem Dürrehilfspaket, das gemeinsam mit dem Bund ausgearbeitet wurde. Dazu unterstützen wir die Landwirtschaft mit der Umsetzung des Bestbieterprinzips beim Lebensmitteleinkauf in 100 Landesküchen, mit einem Investprogramm für kleine Milchviehbetriebe und mit einem klaren Bekenntnis zur heimischen Produktion und zum integrierten Pflanzenschutz. 

Apropos Pflanzenschutz: Sie haben sich vehement für Notfallzulassungen im Pflanzenschutz eingesetzt und waren auch erfolgreich.

PERNKOPF: Ja, weil wir mit schlüssigen Argumenten erreicht haben, dass  alle an den zuständigen Stellen ihr Hirn einschalten. Pflanzenschutz ist eine Errungenschaft, die unsere Eigenversorgung mit hochwertigen und leistbaren heimischen Lebensmitteln sichert. Gerade wenn wir heuer „100 Jahre Republik“ feiern, sollten wir daran denken, dass es uns nicht immer so gut gegangen ist. Und wenn wir heuer 120.000 Tonnen Erdäpfel wegschmeißen, weil sie vom Drahtwurm befallen sind, ist das eine unfassbare Lebensmittelverschwendung. Es sei daher allen ein letztes Mal ins Stammbuch geschrieben, dass unsere Bäuerinnen und Bauern keine Versuchskaninchen für irgendwelche NGO-Fantasien sind.

Zahlreiche Wolfsrisse haben für Schäden und damit für hitzige Diskussionen gesorgt. Was bringt die Vorgangsweise des Landes NÖ den besorgten Menschen im Land? 

PERNKOPF: Dazu gibt es für mich drei Grundsätze: Hausverstand, Vernunft und Vorsicht. Die Sicherheit für die Menschen muss oberste Priorität haben. Wir geben unseren Landsleuten Schutz und wollen deren Ängste nehmen. 

Dazu haben wir mit einer Änderung im Jagdgesetz und der Wolfsverordnung den Umgang mit Wölfen – bis hin zu der Entnahme von „Problemwölfen“ – klar geregelt. Mit entsprechenden Entschädigungen für gerissene Nutztiere lassen wir unsere Bäuerinnen und Bauern auch bei diesem Thema nicht im Stich. Denn sie sind keine Futtermittelproduzenten für die Wölfe, sondern Lebensmittelproduzenten für die Menschen.

Mit Interesse verfolgen die Bäuerinnen und Bauern die derzeit auf europäischer Ebene laufenden Verhandlungen zur GAP 2021 bis 2027. Wie ist der aktuelle Stand?

PERNKOPF: Die Verhandlungen um das Budget gestalten sich sehr herausfordernd, nicht zuletzt durch den Brexit. Doch Bundeskanzler Kurz hat die richtigen Schwerpunkte gesetzt, die auch für mich wichtig sind: Unser Leitmotiv muss sein, wie können wir die Lebensmittelproduktion in Österreich halten? Daraus müssen die entsprechenden Maßnahmen abgeleitet werden, wobei es schon klare Anforderungen unsererseits gibt: Es darf keine finanziellen Kürzungen der Mittel auf dem Rücken unserer Betriebe geben. Wir fordern eine Kurskorrektur – Ökosozial statt marktradikal. Der Fokus muss auf die Produktion und die Versorgungssicherheit gelegt werden – unsere Bauern sind keine Rasenmäher. Und oberstes Ziel muss Qualitätsorientierung sowie die Sicherung der bäuerlichen Strukturen bleiben.

Die heimische Opposition fordert immer wieder die Verschiebung von Finanzmitteln aus der Ländlichen Entwicklung (ELER) weg von der Landwirtschaft hin zu sozialen  Dienstleistungen (Pflege, Kinderbetreuung). Wie stehen Sie dazu und wie kann die Politik den ländlichen Raum nachhaltig stärken?

PERNKOPF: Das kommt für mich nicht in Frage, weil es ein Anschlag auf unsere bäuerlichen Familien-
betriebe wäre. Die Ländliche Entwicklung (zweite Säule) ist das Herzstück der österreichischen Agrarpolitik. Wir werden damit unsere Entwicklungsschwerpunkte fortsetzen. Das sind sowohl die deutliche Unterscheidung zum europäischen „Mainstream“, als auch ein starker Mitteleinsatz. 

Mit den Schwerpunkten Innovation, Diversifizierung, Vermarktung, Absatz, Zusammenarbeit, Berggebiete und Entwicklung der Regionen können wir unsere bäuerlichen Familienbetriebe sichern und attraktive ländliche Regionen erhalten.

Das Jahr 2018 hat zwei wichtige politische personelle Weichenstellungen gebracht. Hermann Schultes hat seinen Rückzug aus der Politik bekannt gegeben. Johannes Schmuckenschlager wurde in Folge zum Präsidenten der Landwirtschaftskammer Niederösterreich gewählt. Sie wurden einstimmig als sein Nachfolger als Obmann des NÖ Bauernbunds designiert. Was bedeutet das für die Bäuerinnen und Bauern?

PERNKOPF: In der Politik ist eine geordnete „Hofübergabe“ mindestens genauso wichtig, wie in den bäuerlichen Familien. Die Landwirtschaftskammer ist ein wichtiger Partner sowohl für die Bäuerinnen und Bauern als auch für das Land Niederösterreich. Johannes Schmuckenschlager hat als österreichischer Weinbaupräsident bereits bewiesen, dass er die Land- und Forstwirtschaft im Land Niederösterreich, auf Bundesebene und weltweit mit Nachdruck vertreten kann. Gemeinsam möchten wir unseren Bäuerinnen und Bauern wieder mehr Selbstbewusstsein geben, weil sie mit Recht stolz auf ihre Leistungen sein können. Dazu wird es notwendig werden, gerade den NGOs noch klarer die Stirn zu bieten. Das verbindet uns beide.

Was bedeutet der Bauernbund für Sie persönlich? Oder anders gefragt, warum stehen Sie für dieses doch sehr wichtige Amt zur Verfügung, obwohl Ihr Terminkalender, als LH-Stellvertreter sicher schon voll genug ist?

PERNKOPF: Ich bin mehrmals gefragt worden, „warum ich mir das antue“. Ich nehme die Herausforderung gerne an, weil ich weiß, dass es in den vergangenen 100 Jahren Republik Österreich immer wieder die „Bauernbündler“ – von Josef Stöckler über Leopold Figl, Andreas Maurer, Erwin Pröll bis zu Hermann Schultes – waren, die das Land maßgeblich geprägt haben. Für mich ist der Bauernbund die politische Heimat für alle Fleißigen, die anpacken und gestalten. Ich habe das Arbeiten zu Hause in der Landwirtschaft meiner Eltern gelernt. Mit zwölf Jahren habe ich alle anfallenden Arbeiten – vom Pflügen über das Düngen bis zum Dreschen alleine erledigen können und dürfen. Das prägt mich bis heute.

Wenige Tage vor Weihnachten, darf ich noch eine private Frage stellen. Wie werden Sie Weihnachten feiern?

PERNKOPF: Unser Matthäus wird drei Jahre, unsere kleine Veronika sechs Monate und ich komme gerade von der UNO-Weltklimakonferenz in Polen. Einem Land, das seinen Strombedarf zu 86 Prozent mit Kohle deckt. Einem Land, wo Kinder unter einer Smogdecke aufwachsen und in der Volksschule Frischluft zum Inhalieren bekommen, weil die Luftqualität so schlecht ist.  
Wir werden Weihnachten in großer Dankbarkeit feiern, dass wir in Niederösterreich leben dürfen. In diesem Sinne darf ich allen unseren Bäuerinnen und Bauern ein friedvolles Weihnachtsfest und Gottes Segen in der Familie, im Haus, Hof und Stall auch für das kommende Jahr wünschen.

Interview geführt von Eva Riegler