Es war auch heuer wieder eine logistische Herausforderung für die Obfrauen und Obmänner des NÖ Bauernbunds, in den 64 Teilbezirken, sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Büro in St. Pölten: Mehr als 15.000 Einladungen wurden an die Funktionärinnen und Funktionäre des NÖ Bauernbunds sowie der befreundeten Organisationen, beispielsweise Bäuerinnen, Landjugend oder Raiffeisen, verschickt, bevor die Bezirksbauernratskonferenzen über die Bühne gehen konnten. Neben aktuellen politischen und fachspezifischen Herausforderungen, wurden auch die bevorstehenden Funktionärswahlen im NÖ Bauernbund diskutiert.

Bauernbund: starker Partner im ländlichen Raum

„Wir möchten die Bezirksbauernratskonferenzen nutzen, um uns bei allen zu bedanken, die mit ihrem tagtäglichen Einsatz und Engagement dazu beitragen, dass der Bauernbund als ‚die starke Stimme im und für den ländlichen Raum‘ wahrgenommen wird“, weisen Bauernbund-Obmann Hermann Schultes und Direktorin LAbg. Klaudia Tanner auf die Bedeutung der vielen freiwilligen Funktionärinnen sowie Funktionäre auf allen Ebenen hin. 

„Nutzen wir die anstehenden internen Wahlen, um uns gut aufzustellen. Damit wir auch weiterhin in allen Bereichen mitreden können. Niemand weiß besser, was die Landwirtschaft braucht, als die Bäuerinnen und Bauern selber“, appellieren Schultes sowie LAbg. Tanner an alle zukünftigen Funktionärinnnen und Funktionäre. Besonders Frauen und Jugendliche sollten sich angesprochen fühlen und angesprochen werden, damit die Bevölkerungsstruktur auch in den Bauernbund-Gremien sichtbar wird.

„Die Bezirksbauernratskonferenzen wurden auch heuer wieder genutzt, um Probleme direkt mit unseren Verantwortungsträgern, in den Ortsgruppen sowie Bezirken, anzusprechen und Anregungen für unsere Politik mitzunehmen“, so Schultes und Tanner.  

Landwirtschaft ist erstes Opfer des Klimawandels

Die wetterbedingten Herausforderungen für die bäuerlichen Betriebe waren ein zentrales Thema bei den Diskussionen im Rahmen der Bezirksbauernratskonferenzen 2018. Riesige Schadholzmengen durch die explosionsartige Vermehrung des Borkenkäfers, Ernteausfälle durch Fraßinsekten (Zuckerrübe, Erdäpfel), fehlendes Grundfutter für tierhaltende Betriebe  bis zu Schäden durch kleinräumige Unwetter – es gibt kaum einen land- und forstwirtschaftlichen Produktionszweig, der im zu Ende gegangenen Arbeitsjahr nicht unter den Wetterkapriolen zu leiden hatte. „Der Klimawandel ist bei uns angekommen. Die Weiterentwicklung der Dürreindexversicherung ist daher ein Gebot der Stunde“, machten die „Bauernbündlerinnen“ und „Bauernbündler“ ihrem Unmut über die Berechnungsgrundlagen der Hagelversicherung im heurigen Jahr Luft.

„Die Trockenheit hat das Schädlingsaufkommen noch zusätzlich verstärkt. Wenn heuer tausende Tonnen Erdäpfel weggeschmissen werden müssen, weil  sie vom Drahtwurm befallen sind, ist das auch eine Form von Lebensmittelverschwendung“, wies ein Funktionär auf die fehlende Akzeptanz eines wirksamen Pflanzenschutzes in der Gesellschaft hin. Ohne geeignete Pflanzenschutzmaßnahmen fehle den heimischen Landwirtinnen und Landwirten jede Perspektive, die Eigenversorgung mit qualitativ hochwertigen und heimischen Lebensmitteln sei gefährdet. Notfallzulassungen wirksamer Pflanzenschutzmittel zur Sicherung der Eigenversorgung sind für die Bäuerinnen sowie Bauern daher unumgänglich.  

„Dem Handel noch stärker auf die Finger schauen“

Klare Forderungen wurden – im Rahmen der Diskussionen – auch zu den derzeit auf EU-Ebene laufenden Verhandlungen zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2021 bis 2027 formuliert: Die bäuerlichen Familienbetriebe brauchen Planungssicherheit und Perspektiven. Derzeit kursierende Kürzungsvorschläge bewirken genau das Gegenteil. Die Anstrengungen müssten sich deshalb in den Verhandlungen auf eine ausreichende Finanzierung der GAP konzentrieren. Die Agrarspitzen wurden aufgefordert, für eine Nachbesserung der Vorschläge der EU-Kommission für das EU-Agrarbudget einzutreten. 

„Der Handel fordert von uns immer höhere Standards und das möglichst billig“, wies ein weiterer „Bauernbündler“ auf ein Thema hin, das bereits in den vergangenen Jahren zu emotionalen Diskussionen geführt hat. Mit dem Import von ausländischen Produkten würden gleichzeitig niedrigere Standards und Tierleid „mitgekauft“. Im Regal sei für die Konsumentinnen und Konsumenten der Unterschied schwer und in der Gastronomie sowie Gemeinschaftsverpflegung (Krankenhäuser, Schulen und Kantinen) überhaupt nicht mehr erkennbar. Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung – wie im Regierungsprogramm verankert – sei daher höchst notwendig, um den heimischen Betrieben Chancengleichheit zu sichern.