„Die Bäuerinnen und Bauern leben vom Ertrag und nicht vom Verkauf ihrer Äcker. Aus diesem Grund ist die heute in der Tageszeitung ‚Der Standard‘ präsentierte und einseitig interpretierte Haushaltsbefragung der Notenbank absolut unzutreffend“, betont der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger. So wurde als primäres Ergebnis der Umfrage kommuniziert, dass Bäuerinnen und Bauern die vermögensstärkste Berufsgruppe seien. „Für unseren Berufsstand ist Boden kein Luxusgut sondern Existenzgrundlage. Eine derartige mediale Interpretation dient wohl primär dazu, Neidreflexe zu bedienen – gerade in einer Phase, in der weitreichende steuerliche und agrarpolitische Entscheidungen auf nationaler und europäischer Ebene anstehen. Es ist klar, dass unsere Berufsgruppe, deren Erwerbsbasis Grund und Boden darstellt, bei deren Bewertung mit dem Verkehrswert über höheres Anlagevermögen verfügt als unselbständig Erwerbstätige“, gibt Moosbrugger zu bedenken. Unterstützung erhält er auch vom Bauernbund.
Statistische Einkommensvergleiche viel aussagekräftiger
„Dass dieses Vermögen nichts mit hohen Einkommen zu tun hat, wird nicht erwähnt. Dabei wäre der statistische Vergleich der Einkommen bzw. Löhne viel aussagekräftiger. So werden die Einkommen der Landwirte alljährlich im sogenannten ‚Grünen Bericht‘ analysiert. Nach vielen Jahren des Rückgangs wurden für 2017 zwar spürbare Anstiege ausgewertet, die Einkommen der österreichischen Bäuerinnen und Bauern liegen aber nach wie vor deutlich hinter jenem unselbständig Erwerbstätiger. So haben sie im Vorjahr gerade einmal das Niveau von 2011 wieder erreicht“, erklärt der LK Österreich-Präsident.
„Interessant wäre zudem auch, wie manche meinen, dieser vermeintlichen ‚Ungerechtigkeit‘ begegnen zu können. Die so oft diskutierte Vermögenssteuer gibt es für Grundvermögen bereits. Die Land- und Forstwirtschaft ist sogar die einzige Berufsgruppe, deren spezifisches Betriebsvermögen mit einer Vermögensteuer (Grundsteuer) belastet wird. Auch Gewinne bei der Veräußerung von Grundbesitz werden mit der Immobilienertragssteuer bereits besteuert“, gibt Moosbrugger zu bedenken. „Die vermeintlich ‚gerechte‘ Verteilung von Grund und Boden müsste somit wohl einer Enteignung der Bewirtschafter gleichkommen. Solche Modelle hat es in der Geschichte bereits gegeben. Diese Versuche waren stets von wirtschaftlichem und sozialem Niedergang und Not für die Bevölkerung begleitet und sollten daher mit Sicherheit nicht wiederholt werden“, unterstreicht der LK Österreich-Präsident.
Grund und Boden nicht internationalen Großkonzernen überlassen
„Es ist außerdem gut und wichtig, dass Grund und Boden nicht nur internationalen Großkonzernen gehören, sondern auch den Österreicherinnen und Österreichern selbst. Und was ist übrigens mit den Vermögen von internationalen Kapitalgesellschaften, die vollkommen konform mit allen Steuergesetzen ihre Milliardengewinne aus der EU und Österreich transferieren können?“, stellt Moosbrugger zur Diskussion. Er weist außerdem darauf hin, welch umfangreiche Mehrleistungen die heimischen Land- und Forstwirte für gesamte österreichische Bevölkerung erbringen – von höchstqualitativen Lebensmitteln, Umwelt-, Klima-, Erosions- und Lawinenschutz bis zur für den Tourismus wichtigen Landschaftspflege und vielem mehr.