BauernZeitung NÖ: Sie haben im Frühjahr die Kampagne „Wir für Bienen“ ins Leben gerufen. Wie fällt Ihre Bilanz dazu aus?
Pernkopf: Selbsternannte Experten und Theoretiker in Sachen Umweltschutz rühren zwar selten einen Finger, kritisieren aber gerne die Landwirtschaft. Mit „Wir für Bienen“ ist es uns gelungen, den Spieß umzudrehen und aufzuzeigen: Die Bäuerinnen und Bauern leisten unglaublich viel für die Artenvielfalt. Sie sind die obersten Naturschützer und geben den Bienen tagtäglich eine Heimat. Alleine in Niederösterreich bieten sie auf 230.000 Hektar blühenden Feldern Bienen und der Artenvielfalt einen optimalen Lebensraum. Mit rund 1600 Feldaufstellern haben wir im Zuge dieser Kampagne auf diese Leistungen aufmerksam gemacht. Auch die Landjugend hat sich beteiligt und fast 400 Bienenhotels errichtet. Das ist enorm positiv angekommen und nicht nur ein toller Erfolg für die Artenvielfalt, sondern auch ein toller Beweis für das große Engagement der Landjugend.

Wird diese erfolgreiche Kampagne auch im kommenden Jahr fortgesetzt?
Ja, wir werden sie fortsetzen und mit weiteren Aktionen ausweiten. Wir möchten auch Privatpersonen und Gemeinden ins Boot holen. Ich lade alle ein, nicht nur über Insektenvielfalt zu reden, sondern auch etwas dafür zu tun. Jeder, der Taten setzen will, ist herzlich willkommen.

Wohl am meisten beschäftigt die Bäuerinnen und Bauern aber derzeit die neue GAP. Gespannt werden die ersten Ergebnisse dazu aus Brüssel erwartet. Was hören Sie?
Wir waren Anfang Dezember mit einer Delegation aus Niederösterreich in Brüssel und haben bereits zwei Tage nach deren Amtsantritt mit den neuen Kommissaren Janusz Wojciechowski, zuständig für den Agrarbereich, und Johannes Hahn, zuständig für das EU-Budget, Gepräche geführt. Positiv ist mir dabei aufgefallen, dass sich Wojciechowski ausdrücklich für eine Stärkung der bäuerlichen Familienbetriebe ausgesprochen hat. Diese liegen ihm wirklich am Herzen. Er fordert dazu auch eine entsprechende Dotierung in seinem Budget.
Klar ist aber auch, dass rund um die neue GAP noch nichts in trockenen Tüchern ist. Es stehen immer noch massive Budgetkürzungen im Raum. Wir haben klargemacht, dass wir auch weiterhin um jeden Cent aus Brüssel kämpfen werden. Ich bin aber optimistisch: Am Ende wird ein faires Ergebnis am Tisch liegen.

Wie muss so ein faires Ergebnis aussehen?
Es braucht auf alle Fälle mehr Fairness für unsere kleinstrukturierten bäuerlichen Familienbetriebe, ich sage nur: ökosozial statt marktradikal. Und Umweltleistungen müssen abgegolten werden. Es können von unseren Bäuerinnen und Bauern nicht immer strengere Standards zum Nulltarif gefordert werden. Fleisch und Erdbeeren müssen nicht fliegen. Ich fordere daher ganz klar Klimazölle. Und Vor-Ort-Kontrollen in Drittländern, damit wir Chancengleichheit für unsere Betriebe bekommen.
Während Ihres Arbeitsbesuches wurde wieder ein Christbaum aus Niederösterreich an das Europäische Parlament übergeben, diesmal durch Alexander Bernhuber an den Vizepräsidenten des EU-Parlaments, Othmar Karas. Traditionell ein wichtiger blau-gelber Termin in Brüssel…
Beeindruckend war dabei für mich zu sehen, wie rasch sich der junge Landwirt Alexander Bernhuber aus Kilb, für den wir im Frühjahr alle gelaufen sind, in Brüssel etabliert hat. Er kennt sich fachlich gut aus und hat sich binnen weniger Monate ein sehr hohes Ansehen erarbeitet. Das ist von großer Bedeutung für eine starke Vertretung der Interessen unsere Bäuerinnen und Bauern auf EU-Ebene.

Apropos Interessensvertretung: Den Bäuerinnen und Bauern stehen 2020 kurz nach den Gemeindewahlen auch die Wahlen zur Landwirtschaftskammer und zu den Bezirksbauernkammern ins Haus. Warum ist es wichtig, dass sich viele Bäuerinnen und Bauern als Kandidaten aufstellen lassen?
Unsere Obleute der Bezirksbauernkammern und Landeskammerräte, allesamt Bäuerinnen wie Bauern, sind Profis aus der Praxis. Die bäuerlichen Interessen werden daher von den besten Experten vertreten, die genau wissen, was es für die erfolgreiche Weiterentwicklung unserer Betriebe braucht. Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich ist auch die stärkste Kammer Österreichs, nicht nur weil sie die meisten Mitglieder hat, sondern auch, weil wir hierzulande klare Verhältnisse haben. Sie ist nicht nur die  Speerspitze in Österreich, sondern auch erster Anwalt für unsere bäuerlichen Familienbetriebe.

Als Spitzenkandidat für die ÖVP tritt LK-Niederösterreich-Präsident Johannes Schmuckenschlager mit einem neuen Team an. Was wünschen Sie ihnen allen?
Johannes Schmuckenschlager ist seit einem Jahr im Amt. Er hat in dieser Zeit bereits wichtige Akzente gesetzt und mit Andrea Wagner und Lorenz Mayr als neue Vizepräsidenten sein Team verjüngt und auf die Zukunft ausgerichtet. Es repräsentiert die Vielfalt der Landwirtschaft in Niederösterreich und ist bestens geeignet, die großen, bevorstehenden Herausforderungen mit Nachdruck und Hausverstand anzugehen, egal ob nun Klimawandel, Versorgungssicherheit, Pflanzenschutz, Marktsituation oder GAP-Reform. Wir brauchen diese starken Persönlichkeiten in der Interessensvertretung. Gerade beim Thema  Glyphosat sieht man ja, was FPÖ und SPÖ aufführen: Den Bauern schön nach dem Mund reden und im Parlament gemeinsam das Gegenteil beschließen. Eine unheilige Allianz, wo der Populismus vor den Schutz der Bauern gestellt wird. Wir vom Bauernbund sind die einzigen, die hier klar Flagge zeigen.

Welche Schwerpunkte im Bereich Landespolitik haben Sie sich für das Jahr 2020 gesetzt?
Wir werden die Verhandlungen zur neuen GAP für unsere bäuerlichen Familienbetriebe vorantreiben. Ebenfalls müssen wir alles daran setzen, die Energiewende so zu gestalten, dass unsere Bäuerinnen und Bauern und der ländliche Raum davon profitieren.
Generell ist der Erhalt eines lebenswerten ländlichen Raums für mich ein zentrales Thema. Ich spreche dabei gerne von der „Dableibensvorsorge“: Damit die Menschen gerne bleiben, muss es für die bäuerlichen Familien passen. Ich meine damit das Angebot guter Schulen und Ausbildungsplätze. Dazu müssen wir auch auf die beste Gesundheitsversorgung mit Allgemeinmedizinern, Fachärzten und Kliniken achten. Und auch unser bewährtes Freiwilligenwesen – von den Blaulichtorganisationen über die Musikvereine bis hin zu den Pfarren – müssen wir bestmöglich sicherstellen. Alles zusammen bildet die Grundlage für Lebensqualität in unseren Dörfern. Dafür kämpfe ich, dafür steht der Bauernbund.

Eine private Frage zum Abschluss: Wie wird im Hause Pernkopf Weihnachten gefeiert?
Im Mittelpunkt stehen natürlich unsere Kinder Matthäus, vier Jahre alt, und Veronika, eineinhalb Jahre alt. Beide freuen sich schon sehr auf das Christkind. Dazu wird es für uns alle ein ganz besonderes Weihnachtsfest werden, da wir im Februar unser drittes Kind erwarten. Ich darf mich noch mit einem einfachen „Vergelt‘s Gott“ bei allen unseren Bäuerinnen und Bauern für ihre tagtägliche Arbeit und bei unseren Funktionärinnen und Funktionären für ihr ehrenamtliches Engagement für ihre Berufskollegen bedanken. Und „Glück auf“ uns allen für 2020. Weil der Bauernbund, das sind wir alle.