Verantwortung für den Bauernstand und Verantwortung für unser Land: Dafür stehen wir und dafür stehe ich“, betonte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf anlässlich seiner Wahl zum neuen Obmann des NÖ Bauernbunds. Im Interview mit der BauernZeitung NÖerklärt er, wo er die zukünftigen Herausforderungen für die Bäuerinnen und Bauern sieht und mit welchen Maßnahmen die Politik sie bei der Bewältigung dieser unterstützen kann. 

 

Du bist mit 100 Prozent der gültigen Stimmen zum neuen Obmann des NÖ Bauernbunds gewählt worden. Hast du mit einem derartigen Ergebnis gerechnet und wie wirst du damit umgehen?

PERNKOPF: Dieses Vertrauen freut mich sehr und stimmt mich demütig. Ich bin erst der neunte Obmann seit 1906. Es gab also in 113 Jahren bisher nur acht Obmänner, da merkt man schon die Beständigkeit unseres Bauernbunds und auch die Verantwortung, die diesem Amt innewohnt. Verantwortung, die auch alle 15.000 neu- und wieder gewählten Funktionärinnen und Funktionäre in den 1400 Ortsgruppen tragen. Danke allen, die sich da engagieren. Sie tragen Verantwortung für den Bauernstand und Verantwortung für das ganze Land.

 

Wie stellst du dir die zukünftige Ausrichtung des NÖ Bauernbunds vor? Woran wird erkennbar sein, dass nun Stephan Pernkopf an der Spitze steht?

PERNKOPF: Ich sehe unseren Bauernbund als selbstbewusst und zukunftsbewusst. Selbstbewusst und optimistisch im Auftreten und im Arbeiten für die Bauern, zukunftsbewusst und vordenkend, wenn es um die nächsten Generationen geht. Wir können auf große Persönlichkeiten von gestern und heute zählen: von Josef Reither und Leopold Figl über Andreas Maurer, Franz Blochberger und Rudolf Schwarzböck bis hin zu Erwin Pröll und Hermann Schultes. Ich werde daher als Anwalt der Bäuerinnen und Bauern und als Anwalt des ländlichen Raumes die Nachwuchsarbeit im Bauernbund stärken. Denn nur wenn wir personell gut aufgestellt sind, können wir auch etwas erreichen. 

 

Das Wahlergebnis zeigt auch, dass die Bäuerinnen und Bauern große Erwartungen in dich setzen. Wo siehst du die größten Herausforderungen für die Zukunft und welche Lösungsansätze siehst du dafür?

PERNKOPF: Die Bäuerinnen und Bauern sind die ersten Opfer des Klimawandels geworden. Dürre, Borkenkäfer, Pflanzenschutzdiskussionen, Tier- und Artenschutz, Alm-Urteil. Wir haben zu kämpfen und wir müssen die Dinge auch beim Namen nennen. Nicht weil es immer populär ist, sondern weil es richtig ist. Wir brauchen wieder mehr Hausverstand und Eigenverantwortung. Und damit auch mehr Respekt für das Eigentum.

 

Hast du konkrete Forderungen?

PERNKOPF: Erstens brauchen wir im Rahmen der Steuerreform, die der Bund gerade vorbereitet, eine spürbare Entlastung für die Fleißigen, für die Bäuerinnen und Bauern. Und zweitens eine faire Entlohnung für die Tüchtigen im Rahmen der nächsten Gemeinsamen Agrarpolitik der EU. Die Gesellschaft stellt immer höhere Anforderungen an die Bauern und gleichzeitig nehmen die Bedrohungen und Schäden durch den Klimawandel zu. Dann dürfen die Unterstützungen nicht kleiner werden. Es stehen ja massive Kürzungen der Agrargelder und der Gelder für die ländlichen Regionen im Raum. Dagegen werden wir uns wehren: Wenn die EU schon sparen muss, dann sicher nicht am Rücken unserer bäuerlichen Familienbetriebe.

 

In deiner Antrittsrede am Landesbauernrat hast du gesagt „Österreich muss jederzeit und für immer in der Lage sein, sich selbst zu ernähren“. Warum ist das wichtig und wie kann es sichergestellt wird? 

PERNKOPF: Unsere Bäuerinnen und Bauern sind im europäischen Vergleich nicht die Größten, aber mit Sicherheit die Besten. Nirgendwo sonst werden Lebensmittel so umweltfreundlich wie bei uns produziert. Das muss auch honoriert werden. Denn was passiert sonst? Pflanzenschutzmittel sind überfallsartig verboten worden, mit dem Ergebnis, dass Erdäpfel jetzt aus Nordafrika importiert werden. Und dort kann niemand garantieren, mit was die behandelt worden sind. Wir brauchen daher ein klares Bekenntnis zur produzierenden Landwirtschaft. Denn wenn wir die Produktion aus Österreich verdrängen, vernichten wir hier unsere Höfe und Arbeitsplätze und importieren dafür schlechtere Qualität. Das kann doch niemand wollen.

 

Wie lauten deine Rezepte für den ländlichen Raum?

PERNKOPF: Ich bin überzeugt, dass wir einen ganz neuen Blick auf unsere Gemeinden und ländliche Regionen brauchen. Sie sind nicht Kompensationsräume für städtische Wünsche, sondern die Kraftzentren des Landes. Wir müssen daher die „Daseins-Vorsorge“ zu einer „Dableibens-Vorsorge“ weiterentwickeln. Damit meine ich die Frage: Wann bleibt jemand da in der Region? Wenn es Arbeit gibt, wenn es für die Familie passt mit Kindergarten und Schule und wenn die medizinische Versorgung stimmt. Zusperren ist da sicher kein Programm. Ich bin ja zum Beispiel in der Landesregierung auch für die Landeskliniken zuständig. Und auch wenn das manche Schreibtischtäter gerne sehen würden: Mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und mir wird kein einziges Spital in unseren Regionen zugesperrt.

 

Gilt das auch für die technische Versorgung?

PERNKOPF: Die gehört genauso zur „Dableibens-Vorsorge“ dazu. So wie es Güterwege gibt, muss es auch schnelles Internet und ein funktionierendes Handynetzt geben. Da dürfen die Kinder am Land nicht schlechter gestellt sein als die in der Stadt. Die Chancen müssen zu den Menschen kommen, nicht umgekehrt.  

 

Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bäuerinnen und Bauern?

PERNKOPF: Dort wo es eine gute Infrastrukturversorgung gibt, sind unsere Bäuerinnen und Bauern im Bereich der Digitalisierung und Innovationen schon Vorreiter wie kaum sonst ein Berufsstand. Ich denke an die Melkroboter, millimetergenau vom Satelliten gesteuerte Traktoren und viel mehr. Was mir aber wichtig ist: Wir dürfen dabei nicht aus den Augen verlieren, dass die Digitalisierung nur dann einen Sinn hat, wenn sie uns Arbeit abnimmt, damit wir wieder mehr Zeit für zwischenmenschliche Beziehungen haben. Wenn sie Hilfe und nicht Hürde ist. Gemeinschaft, Zusammenhalt und Menschlichkeit, dass macht den Bauernstand und den Bauerbund aus.

 

Die Wahlen im NÖ Bauernbund sind mit der Wahl des neuen Obmanns abgeschlossen und schon in sechs Wochen steht die nächste Wahl – die Europa-Wahl – an. Viele sagen: „Da gehe ich gar nicht wählen, die EU brauche ich nicht.“ Warum brauchen wir Europa eigentlich?

PERNKOPF: Wie wichtig diese Wahl gerade für die Bauern ist, liegt auf der Hand, ist die Agrarpolitik doch der einzige vergemeinschaftete Politikbereich. Mit anderen Worten: Brüssel bestimmt weitgehend, wohin die Landwirtschaft geht. In welche Richtung, mit welcher Geschwindigkeit. Größer oder kleiner, mehr Familienbetriebe oder mehr Großbetriebe. Mitte des nächsten Jahres soll die nächste GAP, die gemeinsame Agrarpolitik, entschieden werden, mit allen neuen Fördersätzen, Anforderungen und Unterstützungen. Umso wichtiger ist es, wer dabei am Verhandlungstisch beziehungsweise im Parlament sitzt. Denn viele der heutigen Herausforderungen beginnen ja in Europa, bürokratische Hürden, Verbot von Pflanzenschutzmittel, praxisfremde Regelungen. Darüber können wir in Österreich jammern. Oder mehr niederösterreichischen Hausverstand ins europäische Parlament bringen.

 

Und wie lautet daher deine Empfehlung für den 26. Mai?

PERNKOPF: Je bäuerlicher, desto besser für die Bäuerinnen und Bauern. Mit Alexander Bernhuber haben wir dazu auch einen jungen Bauern aus Kilb ins Rennen geschickt, der die Arbeit am Hof, die Arbeit im Gemeinderat und der Landjugend, aber auch die Politik ausgezeichnet kennt. Er ist unsere Zukunftsansage für Europa und die europäische Landwirtschaft. Alex ist einer von uns, ihn unterstützen und für ihn laufen wir bei der anstehenden Europa-Wahl. Dafür kämpfen wir, und darum bitt ich euch jetzt schon. Und vorher allen ein gesegnetes Osterfest.