Die enorme Trockenheit und wochenlang fehlenden Niederschläge zogen sich als Hauptthema durch die Krisengespräche von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger in Niederösterreich. Beim Lokalaugenschein in Raabs an der Thaya kündigte sie eine Million Euro als Soforthilfe für Niederösterreich an. Damit sollen die Stämme mittels Harvester rasch von der Rinde befreit werden, um den Borkenkäfer wirksam zu bekämpfen.
Weitere Maßnahmen zur Rettung der Wälder notwendig
Alleine im Waldviertel hat der Borkenkäfer im letzten Jahr eine Waldfläche in der Größe der halben Landesfläche von Wien vernichtet. So sind beispielsweise in der Gemeinde Raabs in den vergangenen drei Jahren 2000 Hektar Wald dem Borkenkäferbefall zum Opfer gefallen. Der Schaden ist mit rund 30 Millionen Euro zu beziffern. Im Bezirk Waidhofen an der Thaya machte sich die Landwirtschaftsministerin bei Familie Theurer in Modsiedl (Gemeinde Raabs) ein Bild über die Waldschäden.
„Die Situation in unseren Wäldern ist alarmierend. Die Lager sind voll und wir haben die schlimmste Zeit noch nicht überstanden“, zeigte sich Ministerin Köstinger überzeugt, dass nur mit Zusammenhalt und weiteren Maßnahmen den katastrophalen Auswirkungen auf die heimischen Wälder begegnet werden kann. „Die Zusagen der Industrie sind eine wichtige Sofortmaßnahme und ein erster gemeinsamer Verhandlungserfolg. Zusätzlich investieren wir eine Million Euro in die Harvesterentrindung in Niederösterreich, um die weitere Ausbreitung des Borkenkäfers einzudämmen. Wir werden weiterhin, seitens der Bundesregierung, unseren Waldbauern zur Seite stehen“, versprach Köstinger.
Für LH-Stv. Pernkopf und Direktor Nemecek sind die gesetzten Maßnahmen „erste wichtige Sofortmaßnahmen zur Rettung unserer Wälder, denen aber weitere folgen müssen. Der Klimawandel und seine Folgen sorgen dafür, dass derzeit tausende Hektar Wald zusammenbrechen. Wir müssen alles daransetzen, dem entgegenzutreten.“
Die heimischen Wälder bieten wertvolle Rohstoffe, sorgen für saubere Luft, speichern Wasser und kühlen das Klima. „Wir haben in den vergangenen Jahren bereits massiv in die Wiederaufforstung und den Forstschutz investiert. Alleine im letzten Jahr gab es rund 1500 Anträge mit einer Fördersumme von fünf Millionen Euro. Heuer wird der Bedarf sicher noch steigen. Deswegen sind alle weiteren Unterstützungen für unsere Waldbauern willkommen und notwendig“, so Pernkopf und Nemecek.
LK-NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner begrüßte die ersten positiven Signale der Gespräche mit der Sägeindustrie: „In dieser angespannten Ausnahmesituation mit enormer Trockenheit und hohem Borkenkäferbefall ist es von größter Bedeutung, das anfallende Holz so rasch als möglich aus dem Wald heraus zu transportieren. Die zeitgerechte Abfrachtung in die verarbeitende Industrie beziehungsweise Nass- oder Trockenlager muss absolute Priorität haben.“
Mayr: „Der Klimawandel ist längst bei und angekommen“
Nicht weniger dramatisch zeigt sich für LK-NÖ-Vizepräsident Lorenz Mayr die Lage im Ackerbau: „Die Problematik heißt Trockenheit und Schädlinge. Der Klimawandel ist längst bei uns angekommen. Im Pflanzenschutzbereich fehlen uns die Wirkstoffe, obwohl wir in Niederösterreich im Vergleich zu anderen Ländern einen sachlichen Weg wählen und Mittel zur Verfügung haben, die es anderswo nicht mehr gibt. Die Corona-Krise zeigt aber deutlich: Wir müssen die Produktion der Lebensmittel in Österreich unterstützen und halten, um auch die Selbstversorgung immer zu gewährleisten.“
In Hollabrunn machte Ministerin Köstinger auf Einladung von LH-Stv. Pernkopf am Betrieb von Eva und Erwin Bernreiter ein Bild von den enormen trockenheitsbedingten Schäden und daraus verstärkt zu beobachtenden Schädlingsbefall: Pernkopf und Köstinger: „Die Situation ist dramatisch, wenn man sieht, wie Schädlinge hektarweise Äcker kahlfressen und in wenigen Tagen die mühevolle Arbeit unserer Bäuerinnen und Bauern zunichte machen.“
Bereits 5000 Hektar bei Zuckerrüben ausgefallen
„Wir haben ein echtes Problem im Rübenbau in Niederösterreich und reden hier mittlerweile von einem Verlust von 5000 Hektar. Die Situation ist prekär, wir alle sind aufgerufen und bemüht, Lösungen zu suchen und zu finden. Denn klar ist: Wir wollen auch in Zukunft Rüben anbauen und damit heimischen Zucker anbieten können“, berichtete Karl Neubauer, Obmann-Stellvertreter der NÖ Rübenbauern.
Lukas Bernreiter formulierte die Bedenken vieler seiner jungen Berufskollegen: „Trockenheit und der daraus resultierende Schädlingsbefall wird immer mehr zum Thema bei uns. Als junger Landwirt überlegt man schon, wie es in der Zukunft wohl weitergeht und ob sich die Produktion hochwertiger Lebensmittel auch in einigen Jahren noch rechnet.“