Bis zum Jahr 2030 soll rund zehnmal soviel Sonnenstrom in Niederöstereich erzeugt werden, als dies bereits der Fall ist. Damit dieses ehrgeizige Ziel erreicht werden kann, brauche es eine klare Strategie, betonte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf gemeinsam mit Thomas Knoll, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Landschaftsarchitektur. Ein Widmungs-Leitfaden für Gemeinden ist ein wichtiger Bestandteil dieser.

Keine PV-Anlagen auf ­hochwertigen Böden möglich

„Die Energiewende ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz mit positivem Effekt auf Wertschöpfung und Arbeitsplätze“, stellte Pernkopf einleitend fest. Gerade Photovoltaik werde dabei künftig eine noch größere Rolle spielen, nicht nur in Niederösterreich, sondern auch national und international. In Niederösterreich gebe es laut Pernkopf rund 40.000 Anlagen mit einer Leistung von 325 Megawatt.

Wenn diese Leistung nun weiter steigen soll, stelle sich die Frage, wo diese Anlagen künftig installiert würden. Pernkopf dazu: „Priorität haben PV-Anlagen auf Dächern, Betriebshallen und anderen schon bebauten Flächen. Das können und sollen beispielsweise auch Parkplätze sein.“ In den Landesgesetzen habe man dazu schon Vereinfachungen umgesetzt. Laut Pernkopf brauche es auf Bundesebene nun den nächsten Schritt: „Ich habe schon Gespräche mit der neuen Umweltministerin geführt, denn das neue ‚Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz‘ ist dringend notwendig und muss rasch umgesetzt werden.“ Auch dort sollen sich diese Prioritäten wiederfinden.

Im Land Niederösterreich gehe man beim PV-Ausbau mit gutem Beispiel voran, im Moment würden sämtliche Dächer der Landesgebäude überprüft. Trotzdem werde es laut Pernkopf natürlich auch Freiflächen-Anlagen im Grünland geben. Dazu wurde jetzt ein Widmungs-Leitfaden zum Schutz der wertvollsten Ackerflächen erstellt. Freiflächen-PV-Anlagen brauchen die Widmung „Grünland-Photovoltaikanlage“ durch die Gemeinde. Gemeinsam mit Experten aus Raumordnung, Energie und Naturschutz und Landwirtschaft habe man diesen Leitfaden erstellt, der darlegt, wie die Gemeinden bei diesen Widmungen vorgehen sollen. „Zum einen muss eine Gemeinde-Strategie vorhanden sein, zum anderen muss der Betreiber einen Netzzugang sicherstellen und drittens müssen hochwertige Böden geschützt werden“, ergänzte Pernkopf. Naturschutzflächen und hochwertige Ackerflächen sollen demnach nicht für den PV-Ausbau in Betracht gezogen werden. „Projektbetreiber müssen nachweisen, dass ihre gewünschten Flächen nur minderwertige Bodenqualität aufweisen. Der Bodenverbrauch muss hinten angehalten werden. Das ist ein ganz klarer Auftrag. So wollen wir Energiewende, Klimaschutz und Bodenschutz verbinden“, so der LH-Stellvertreter.

Pernkopf sei es auch wichtig, die geeigneten Grünflächen nicht nur für den Sonnenstrom-Ausbau zu nützen, sondern auch sogenannte „Sonnenenergie-Biotope“ zu schaffen. Dabei sollen im direkten Umfeld der PV-Anlagen beispielsweise Wildblumenwiesen, Hecken oder kleine Tümpel angelegt werden. Thomas Knoll unterstrich das: „Wir haben nur ein Niederösterreich, daher können wir nicht alle Flächen fünf Mal verbauen. Der Geist dieses neuen Leitfadens ist so geschrieben, dass die Multifunktionalität der Landschaft optimal genutzt wird. Niederösterreich ist mit vielen verschiedenen Projekten  Vorreiter, wenn es darum geht, wertvolle Böden zu schützen. Dieser Weg wird hier weiter beschritten.“ Demnach sollen sich die PV-Anlagen gut ins Landschaftsbild einbetten. „Das kann man nur durch gute Planung erreichen“, erklärte Knoll.